Die Leedener Tanzlinde
500 Jahre alt soll dieser weit und breit einmalige Baum sein. Früher soll er eine Femelinde (Gerichtslinde) gewesen sein, meinen die Kühnes, denen der Hof jetzt gehört.
Auf dem alten Brockmann-Hof an der Herkenstraße 17, kurz vor der Ortschaft Leeden, steht sie, eine wuchtige alte Linde mit breit ausladenden, fast waagerecht gewachsenen, dicken Ästen. In zwei bis drei Meter Höhe bilden die Äste durch eine Vielzahl jüngerer Senkrechttriebe eine ganz eigenartige, an schwachen Stangenholz erinnernde Krone.
Tanzbäume sind aus dem Biedermeier und der Romantik vornehmlich aus Thüringen, Hessen und angrenzenden Landschaften bekannt. Sie waren als alleinstehende, alte Bäume auf Dorfplätzen Mittelpunkt von Dorffesten. Oft hat man sie so herangezogen, dass sie im belaubten Zustand als schützendes Dach wirkten, unter dem getanzt werden konnte.
Diese Qualität hat die Leedener Tanzlinde auch. Noch mehr boten so erzogene sehr starke Linden, wenn man auf einigen waagerechten dicken Ästen eine Plattform anbringen konnte, die die kleine Tanzkapelle trug oder sogar einigen Paaren das Tanzen auf der Linde ermöglichte.
Es gibt interessante alte Bilder, die an einem derartigen Tanzbaum ein Treppchen zeigen, über das man auf die Plattform gelangen kann. Mancher nimmt an, dass auch aus der luftigen Höhe der Leedener Linde musiziert worden ist.
Man könnte die Leedener Tanzlinde natürlich auch noch ganz nüchtern als Schneitelbaum betrachten: Es war in Zeiten, in denen Stroh Mangelware und Grünfutteranbau noch nicht üblich war, sehr verbreitet Laubbaumkronen wie Kopfweiden zu verschneiden. So konnte man ständig relativ bequem frische Triebe und Blätter für Stallhaltung und Viehfutter ernten.
Gegen diese Meinung jedoch spricht die schöne Form, zu der man diese besondere Linde erzogen hat.
Text und Fotos: Hans-Jürgen Wegener