Lindenkathedrale Schlosspark Türnich
Der vermutlich um das Jahr 1889 herum gestaltete Schlosspark beherrbergt mit der Lindenkathedrale ein ganz besonderes "Bauwerk" aus Bäumen.
Der Türnicher Schlosspark ist bereits als Gesamtanlage ein wahres Kleinod: Riesige alte Bäume, wildes Buschwerk, zwei Wasserläufe - der Besucher 'atmet' hier auf Schritt und Tritt die Kraft und die Schönheit der Natur.
Insgesamt gruppieren sich rund um die Schlossinsel der prachtvolle und weithin bekannte englische Landschaftsgarten, ein historischer Barockgarten, ein Wald- und Feuchtbiotop sowie eine 39 ha große Obstanlage, durchzogen von Heckenlandschaften und Wiesen. Der Landschaftsgarten steht der Öffentlichkeit rund um die Uhr zur Verfügung. Herzstück der Anlage ist ein einzigartiges, von Menschen aus Bäumen geschaffenes "Bauwerk": Die Linden-Kathedrale.
Bereits auf den ersten Blick beeindruckt die Lindenallee durch die Höhe und Dichte ihrer Bäume. Winzig klein steht der Spaziergänger unter den hochgezogenen Kronen, die sich in lichter Höhe ineinander verweben. So vermitteln sie tatsächlich den Eindruck, man stehe im Schiff einer gotischen Kathedrale.
Und wer die Bäume aufmerksam betrachtet und dabei auch einmal einen Schritt seitlich aus der Allee heraus macht, kann sogar erkennen, dass starke, herausragende Ästen der Alleebäume eine Art Seitenschiff andeuten.
Vieles spricht dafür, dass die ganze Anlage der Allee tatsächlich dem Zweck diente, eine "natürliche Kathedrale" zu bauen:
So fällt die Anlage des Parks in etwa mit dem Bau der neben dem Schloss gelegenen, prachtvolle Kapelle in historistischem Stil im Jahr 1889 zusammen. Beide haben zudem symbolische Entsprechungen.
Ein weiterer Hinweis ist die Ausrichtung der Allee: Diese führt nicht zum Eingang des malerischen Schloss Türnichs, sondern liegt seltsam abseits. Der Grund dafür ist, dass die Lindenkathedrale - wie die meisten Kirchen - in Ost-West-Richtung ausgerichtet wurde.
Eine genauere Analyse der gesamten Anlage bringt noch mehr Belege für einen sakralen Charakter hervor: Aus Plänen weiss man, dass es früher neben dem von den Linden gebildeten 'Kirchenschiff' mit angedeuteten 'Seitenschiffen' auch noch eine Verkehrsinsel mit drei Eichen und einem Kreuz in der Mitte gab. Diese formte somit die 'Apsis' der Kathedrale. Noch heute zu sehen ist ein nördlich gelegener Lindenkranz: Hier formen 7 Linden in einem Achteck mit insgesamt 12 Stämmen ein 'Baptisterium'.
Unter dem Aspekt christlicher Zahlensymbolik beeindruckt die bewusste Verwendung verschiedener Baumarten: Danach kann die "Konstruktion" des 'Babtisteriums' so gelesen werden: 7 (Linden) für den Anfang, 8 (Ecken des Achtecks) für den Weg und 12 (Stämme gesamt) für die Vollkommenheit/das Ziel.
Analog gilt für den 'Hauptbau' der Lindenkathedrale: Er besteht aus 111 Linden, davon 110 Winterlinden und eine Sommerlinde. Erkennt man in der 110 die Zahl 11 und zählt die eine 'andersartige' Linde hinzu erhält man die Zahl 12.
Hier findet sich die Entsprechung zur im gleichen Zeitraum entstandenen Kapelle. Dort gibt es eine Abbildung von 12 musizierenden Engeln - davon hat einer sein Instrument abgesetzt und wendet sich von Gott ab (Luziferischer Engel).
Die gleiche Zahlensymbolik ('11+1') stellt im christlichen Glauben auch Jesus mit seinen 12 Jüngern, darunter Judas, dar.
Der Landschaftsgarten hat jedoch noch mehr zu bieten: So zieht ein Kunstprojekt aus Steinen jedes Jahr viele tausend Besucher an: Ausgesuchte Steine mit eingemeisselten Symbolen zeigen wie Akkupunkturnadeln zentrale Stellen des "Landschaftsorganismus" an. Darunter sind große Stelen, aber auch kleine, in die Pfaden eingelassene Trittsteine, die alle zusammen die Energieadern des Parkes stärken sollen, vor allem aber mit der üppigen Natur ein Gesamtkunstwerk eingehen.
Und schließlich findet der Besucher im Schloßhof das Hofcafé mit leckeren Angeboten aus dem nach biologisch-dynamischen Regeln bewirtschafteten Obstgarten - genau das Richtige, wenn der spannenden Entdeckungsreise durch den Park der Hunger drückt...