Mittelalterliche Holzpforte von St. Maria im Kapitol

Einzigartig, bald eintausend Jahre alt und ein Kleinod - wenn man eine zweiflüglige Tür so nennen kann, die fast 5 Meter hoch und etwa 2,50 m breit ist.
Einst öffnete sie sich vor allem für hochrangige Besucher: die frühere Haupteingangstür zu St. Maria im Kapitol, Kölns größter romanischer Kirche. Heute strahlt die letzte mit Bildern geschmückte mittelalterliche Holzpforte Europas am westlichen Ende im Südschiff der Basilika.
Auf den mächtigen Eichenbohlen der Türen waren jeweils 13 Reliefbilder aus Nussbaumholz angebracht, durch ein Maßwerk voneinander abgesetzt und in ein ornamemtales Rahmenwerk montiert.
Eines davon, Teile der ornamentalen Leisten und des Maßwerks sind verloren gegangen. Die 25 verbliebenen Schnitzereien erzählen, lebendig und ausdrucksstark, das neue Testament.
Der linke Türflügel zeigt Szenen aus der Kindheit und Jugend Jesu.
Sein Erwachsenenleben bis zum Pfingstwunder ist auf der rechten Seite dargestellt.
Vorwiegend in den oberen Bereichen sind auf den Reliefs Reste von Malereien erhalten, die an die zeitgenössischen Buchmalereien erinnern und das monumentale Tor wie ein aufgeschlagenes Buch erscheinen lassen.
Das Kunstwerk ist gegen Mitte des 11. Jahrhunderts entstanden. Dendrologische Untersuchungen der Eichenbohlen zeigten, dass der Baum für das jüngste Brett etwa um 1030 gefällt worden sein muss.
Die Tür gehörte damit sehr wahrscheinlich zur ursprünglichen Konzeption der Kirche, die auf den Fundamenten eines römischen Tempels errichtet und 1065 geweiht wurde.
Die Kirche birgt außer dem romanischen Holztor auch eine der eindrucksvollsten Holzskulpturen der Spätgotik: das ''Kapitolskruxifix''.
Es ist anfangs des 14. Jahrhunderts ganz im Geist der Mystik entstanden und stellt den leidenden Christus am Kreuz in übertroffener Intensität dar. Von den aufgerissenen Nagelwunden bis zur minutiös ausgeführten Blutmalerei sind alle Details von fast erschreckender Präzision.